Riegersburg

Riegersburg

In der Mundartform "Riersch" oder "Riegers" ist die genitivische Namensform noch rein erhalten. Die Gründer der Siedlung wird ein Hruodiger gewesen sein, der an dieser Stelle ein festes Haus errichtete, wie die urkundlichen Nennungen "Haws zu dem Rugs" 1390, "veste zum Ruegers" 1427, bestätigen. Somit ist Riegersburg als "kleine Burg des Rüdiger" zu deuten. Um diesen befestigten Gutshof entwickelte sich das Dorf, welches 1212 erstmals urkundlich als "de Ruggers" Erwähnung findet. Auch die bis heute einheitlich erhaltene Flurform bestätigt den ursprünglich geschlossenen Charakter der Siedlung. 

Der im Urbar von 1363 genannte Thoman der Richter ist der erste bisher bekannte Dorfvorsteher. Herzog Albrecht V. belehnte als Vormund des Grafen Michel von Maidburg-Hardegg 1427 den Jörg Paltendorfer mit der Feste zu Ruegers, die 1441 dem Ulrich von Eitzing samt dem Dorf und allen Zugehör übertragen wurde. In der Belehnungsurkunde von 1427 lesen wir, dass Jörg der Paltendorfer einen Teich "zu dem Rugers" in dem See angelegt hatte und er nun einen daran anstoßenden Grund erhält, um den Teich zu vergrößern. Als Paltendorfer seine Hardegger Lehen 1441 an Ulrich von Eitzing verkaufte, vergab Graf Michael von Maidburg-Hardegg im folgenden Jahr die Feste Ruegers mit den Kirchlehen, dem Gericht und dem Wildbann, das Dorf und den Teich als Erblehen an die Eitzinger, die bis 1568 im Besitz der Herrschaft blieben. Graf Sigmund von Hardegg aus dem Geschlecht der Prüschenk, die seit 1495 die neuen Herrschaftsinhaber waren, erwarb 1568 die Herrschaft Riegersburg und ließ die alte Feste zu einem Wasserschloss umbauen. Obwohl sich die Arbeiten über ein Jahrzehnt hinzogen, machte Graf Sigmund Riegersburg zu einem Sitz der Gutsverwaltung und berief 1573 als eifriger Protestant Magister Heilbronner zum Schlossprediger. 

1585 scheint der Name "Riegers Purg" schon gebräuchlich. Über die Siedlung erfahren wir aus dem Grundbuch von 1571, dass 13 Ganzlehen, 5 Halblehen, 10 Häuser und eine Badestube zinspflichtig waren. Fünf Halblehen, drei Häuser und zwei Hofstätten wurden neu bestiftet. Durch den Schlossbrand von 1607 und die Plünderungen während des 30jährigen Krieges muss das Schloss arg gelitten haben. Nach dem Tod des Grafen Hans Wilhelm erfolgte 1635 eine Schätzung. Dabei stellte man fest, dass das Schloss "mit allen seinem Gebäu, wie es an jetzo beschaffen…. Von geringen Gebäu und ziemlich abgekommen“ war. Zum Schloss gehörten 100 Quanten Hofäcker, Kalk- und Ziegelöfen, eine Mühle und Sägemühle im Rosenthal, 7 Teiche, ein Schenkhaus und 18 Untertanen. Zehn Jahre später wurde beim Schwedeneinfall das Schloss dermaßen verwüstet, dass es nicht mehr bewohnbar war. Als die Herrschaft Riegersburg 1655 an die Grafen von St. Julien-Wallsee verkauft wurde, waren die Schäden weitgehend behoben. Nach der Kaufvertragsbeschreibung war "Schloss Riegersburg in die Vierung wohl erbaut und mit einem Wassergraben umgeben, auch meistenteils neu repariert". Im Bericht Pfarrer Kestners über die von ihn betreuten Orte, vermerkte er 1665 bei Riegersburg das Schloss, 22 Häuser, die Schafferei und ein Wirtshaus. Die Herrschaftsverwaltung wurde 1690 nach Prutzendorf verlegt und dadurch verfiel das Schloss allmählich. Bei der Besichtigung seiner von den Grafen von St. Julien 1730 erworbenen Güter wird Sigmund Reichsgraf Khevenhüller den Entschluss gefasst haben, die alte Wasserburg in ein Barockschloss umzubauen. Den Auftrag bekam der niederösterreichische Landschaftsbaumeister Franz Anton Pilgram.

Die Umgestaltung zog sich über Jahrzehnte hin und dürfte erst in den siebziger Jahren zum Abschluss gekommen sein. In der folgenden Zeit kamen die Herrschaftsbesitzer immer seltener nach Riegersburg. Dies änderte sich erst, als Fürst Johann Carl seinen Wohnsitz nach 1870 hierher verlegte. 

Heute ist Schloss Riegersburg nur teilweise bewohnt. Nachdem die durch die Beschlagnahme während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg am barocken Prachtbau entstandenen Schäden mit Unterstützung des Landes Niederösterreich behoben worden waren, stand das Schloss seit 1967 für verschiedene Ausstellungen, ua die NÖ Landesausstellung 1993, zur Verfügung. 2021 wurde das Schloss an Künstler Gottfried Helnwein und Immobilienunternehmer Klemens Hallmann verkauft. In den nächsten Jahren soll es nachhaltig saniert werden.

Die Ortsgemeinde Riegersburg ist nach Niederfladnitz mit 17,61 km² flächenmäßig die zweitgrößte. 1879 wurde in Riegersburg die einklassige Volksschule eröffnet. 1893 erhielt der Ort ein Postamt, dem zehn Jahre später ein Telegraphenamt angeschlossen wurde. 1900 zählte man 403 Einwohner und 72 Häuser, 1950 bei nahezu gleich bleibender Bevölkerung schon 106 Behausungen, deren Zahl bis 1968 auf 115 stieg. Der Zusammenschluss der Gemeinden Felling, Heufurth, Mallersbach, Pleissing, Riegersburg und Waschbach im Jahre 1970 zum Gemeindeverband Riegersburg-Pleissing war der erste Schritt zur Vereinigung aller Ortsgemeinden der ehemaligen Hardegger Herrschaft zu einer Großgemeinde, wie sie mit der Bildung der Stadtgemeinde Hardegg 1972 Wirklichkeit wurde.


Text von Prof. Dr. Konrad Jekl, aus dem Buch "Hardegg und seine Geschichte"